The SOS Card Project

Eine kurze Geschichte des The SOS Card Project

Gunnar Lindenblatt, der Initiator von The SOS Card Project, berichtet:

Es begann alles mit Zahnschmerzen irgendwann im Jahr 2005.

Ich hatte bereits einige Monate in China gelebt. Ich hatte zum Beispiel herausgefunden, daß chinesische Geldautomaten auch Englisch können. Ohne Probleme konnte ich Geld von meiner Kreditkarte abheben.

Eines Tages wachte ich mit Zahnschmerzen auf. Ich versuchte, sie zu ignorieren. Ich versuchte, sie mit einem Schmerzmittel zu unterdrücken. Am Ende gab ich auf und ging zu einem Zahnarzt.

Die Zahnärztin, die ich besuchte, war sehr freundlich und konnte etwas Englisch sprechen.

Dennoch wird mir dieser Besuch immer in Erinnerung bleiben: Beim Versuch, mit Englisch und Chinesisch (beides nicht meine Muttersprachen; ich bin Deutscher) zurechtzukommen, habe ich völlig vergessen, der Zahnärztin zu sagen, daß Lidocain bei mir nicht wirkt!

~~~ Wie sagt man „Lidocain wirkt bei mir nicht“ auf Chinesisch? ~~~

Nun, die Zahnärztin fand es selbst heraus1), und ich ging mit einem schön gefüllten Zahn nach Hause.

Auf der Straße sah ich wieder einen Geldautomaten. Da dachte ich: „Warum gibt es keine internationale ‚Gesundheitskreditkarte‘, die eine Zusammenfassung aller wichtigen medizinischen Informationen enthält?“

Diese Gesundheitskarte

  • sollte alle wichtigen medizinischen Informationen enthalten.
  • Englisch allein reicht sicher nicht aus, so dass diese medizinischen Informationen in verschiedenen Sprachen gegeben werden müssen.
  • Es sollte keine komplizierte Technik verwenden.
  • Es sollte nur so einfach wie möglich zu bedienen sein.

Ich habe dies mit meinen medizinischen Kollegen (ich bin Medizinphysiker) und meinen in- und ausländischen Freunden in Hangzhou besprochen. Was uns dabei einfiel, können Sie auf der Startseite sehen.

Die SOS-Karte zeigt auf der Vorderseite Details zur Identifizierung des Karteninhabers.

Die Rückseite enthält eine Liste aller wichtigen Vorerkrankungen und der lebenserhaltenden Medikamente mit ihrer allgemeinen Dosis in Englisch, Spanisch, Französisch, Russisch, Thai und Chinesisch.

Warum in diesen Sprachen?

Englisch ist die verbreitetste Sprache, wird aber nicht unbedingt von allen Rettungskräften gesprochen. Englisch deckt hauptsächlich Nordamerika, Australien und Neuseeland ab.

Chinesisch ist die Sprache mit den meisten Sprechern in der Welt. Die Schriftsprache wird auch von Japanern und Koreanern verstanden.

Spanisch ist in Südamerika und Südeuropa populär.

Französisch finden wir in Afrika und Mitteleuropa.

Mit Russisch decken wir die Landbrücke zwischen Osteuropa und Asien ab.

Und Thai deckt den südostasiatischen Teil Asiens ab, der von Thailand und seinen Nachbarn Laos, Kambodscha usw. bis in den Süden Chinas reicht.

Die SOS-Karte enthält die wichtigsten medizinischen Informationen für Retter und Ärzte. Es wird kein kompliziertes Kartenlesegerät, nicht einmal ein Computer benötigt, um auf diese Informationen zuzugreifen.

Auf der Vorderseite befindet sich auch ein eindeutiger Benutzername. Kombiniert mit einem Card Validation Code, einer Art Paßwort von der Karten-Rückseite, kann das medizinische Personal auf eine Website in noch mehr Sprachen und mit detaillierteren Informationen zugreifen, darunter

  • detaillierte Informationen über die Medikamente, die Sie einnehmen,
  • der Kontakt zu Ihrem Hausarzt,
  • Personen, die informiert werden sollten, wenn Sie in Not sind, die so genannten ICE2)-Kontakte.

Von der Gemeinde in Hangzhou verbreitete sich die Idee schnell zu andren Ausländer-Gemeinden in China und ihren chinesischen Partner-Gemeinden, und wurde dann in die jeweiligen Heimatländer mitgenommen: Nach Rußland, Deutschland, Frankreich, Elfenbeinküste, Nigeria, Großbritannien, Australien… und von dort oft wieder zu internationalen Gemeinden, so z.B. zur spanischen Gemeinde in Deutschland und von dort nach Südamerika. Mittlerweile ist die SOS-Karte weltweit verfügbar; Sie können auch in Ihrer Gemeinde oder Verein ihre eigenen SOS Cards herausgeben.

Die SOS-Karte ist aber so gestaltet, daß jeder medizinisch geschulte Person sie sofort intuitiv verstehen kann. Wichtig nur: Sie haben Ihre SOS-Karte dabei!

1)
Für diejenigen, die es nicht verstehen: Es war sehr schmerzhaft! Die Zahnärztin wechselte zu Novocain.
2)
In Case of Emergency